
Essstörungen, egal, in welcher Form, sollte man immer ernst nehmen, nach den Ursachen fahnden und versuchen, Lösungen zu finden. Vor allem dem Schlankheitsideal können sich viele nicht entziehen und insbesondere bei jüngeren Mädels fördert es frühzeitige Essstörungen, meistens in der Form von Magersucht oder Bulimie.
Der zentrale Punkt ist die ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Essensthema. Ich gebe Ihnen nachfolgend Informationen zu den unterschiedlichen Formen von Essstörungen und was man dagegen tun kann.
Essstörungen – verbreitetes Problem
Die Essstörung ist eine sehr ernst zu nehmende psychosomatische Erkrankung, die durch schwerwiegende Störungen des Essverhaltens geprägt ist. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Essstörungen erhöht und dieses Bild zeichnet sich seit langem ab.
Betroffene sind oft junge Frauen, doch auch Männer können an einem gestörten Essverhalten leiden. Betroffen können grundsätzlich Personen in allen Altersgruppen und von beiden Geschlechtern sein. Die Dunkelziffer ist bei Essstörungen, da sie gern verheimlicht werden, enorm hoch.
Essstörungen – die Ursachen
Eine Rolle spielen scheinbar die Gene, biologische Faktoren, zum Beispiel Veränderungen der Nervenbotenstoffe, und Traumata in der Kindheit, wie eine gestörte Verarbeitung von Konflikten innerhalb der Familie. Auch traumatische Erlebnisse können Essstörungen hervorrufen, beispielsweise sexueller Missbrauch.
Manche möchten mit einem Überessen auch Stress abbauen und erleben kurzfristige Erleichterung. Die Folge: gesteigerter Selbsthass. Soziokulturelle Ursachen sind ebenso entscheidend, denn viele möchten dem herrschenden Schönheitsideal, das vermehrt durch die Medien verbreitet wird, entsprechen.
Essstörungen haben selten nur eine Ursache, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren lässt sie entstehen.
Essstörungen erkennen
Das Essen und dem damit in Verbindung stehenden Gewicht steht bei Personen mit einer Essstörung im Mittelpunkt. Die Gedanken kreisen sich permanent darum und bestimmen oft das gesamte Leben. Das Verhältnis zum Körper ist gestört. Typische Symptome sind:
- Eingeschränkte Nahrungsaufnahmestörung
- Unkontrollierte Essanfälle
- Anormale oder unregelmäßige Essgewohnheiten
- Gestörtes Essverhalten wird meist verheimlicht
Die Angst vor der Gewichtszunahme und dem Dickwerden ist ausgeprägt. Je nach Essstörung können weitere Probleme hinzukommen.
Unterschiedliche Formen von Essstörungen
Es gibt verschiedene Formen und Arten von Essstörungen:
- Magersucht (Anorexie)
- Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
- Esssucht (Binge-Eating-Störung)
Magersucht
Typisch für die Magersucht sind die erheblich verminderte Kalorienaufnahme und das verzerrte Bild vom eigenen Körper. Betroffene zählen jede Kalorie und nehmen immer weiter ab. Das verzerrte Körpergefühl sorgt jedoch dafür, dass sie sich trotz Untergewicht zu dick fühlen. Die Magersucht beginnt oft mit einer scheinbar harmlosen Diät.
Es geht darum, einige überflüssige Kilos loszuwerden, jedoch kann der Übergang fließend sein. Bei Magersucht liegt ein BMI von weniger als 17,5 kg/m² vor. ABER: Es gibt auch die atypische Anorexia nervosa, bei der alle Kriterien der Magersucht vorliegen, aber das Körpergewicht noch im Normalbereich oder darüber liegt.
Bulimie
Menschen mit einer Bulimie leiden unter regelmäßigen Heißhungeranfällen. Dabei nehmen sie sehr große Nahrungsmengen zu sich und im Anschluss erbrechen sie sich, um ein Zunehmen zu verhindern. Alternativ nutzen sie Abführmittel. Auch exzessive Bewegung ist bei Menschen mit Essstörungen nicht ungewöhnlich.
Auch hier haben Betroffene, genau wie bei der Magersucht, Angst, dass sie zu dick sind oder werden. Betroffene essen sehr schnell sehr große Portionen. Die unnatürlichen Essanfälle, die Betroffene nicht kontrollieren können, werden oft von Scham- und Ekelgefühlen begleitet. Auch Selbsthass ist nicht ungewöhnlich.
Achtung:
Da sie diese Prozedur nicht permanent tun, oder der Nahrungsbrei teilweise bereits während des Essanfalls in den Darm gelangt, fallen viele Betroffenen nicht durch Untergewicht auf, sondern sie können sogar übergewichtig sein.
Wenn alle Symptome der Bulimie seltener oder geringer ausgeprägt auftreten, wird von einer atypischen Bulimie gesprochen.
Esssucht (Binge-Eating-Störung)
Bei der Binge-Eating-Störung liegt das Alter der Erkrankung meistens bei 20 bis 30 Jahren. Typisch sind die wiederholten Essanfälle, bei denen große Nahrungsmengen verschlungen werden. Betroffene erleben oft einen Kontrollverlust, sodass das Gefühl entsteht, mit dem Essen nicht aufhören zu können und auch nicht beeinflussen zu können, welche Nahrung verspeist wird. Ekelgefühle gegenüber sich selber, Schuldgefühle und niedergeschlagene Stimmung treten oft auf.
Aufgrund von Schamgefühlen essen viel Betroffene heimlich. Klingt alles so ähnlich, wie die Bulimie und dem ist so. Doch der Unterschied ist, dass die Essattacken nicht durch Gegenmaßnahmen, wie Erbrechen, extremes Fasten oder exzessiver Sport kompensiert werden. So führt die Esssucht zur Gewichtszunahme.
Die meisten mit dieser Essstörung haben Übergewicht. Eine Sonderform dieser Störung ist das Night-Eating-Syndrom, das mit nächtlichen Fressattacken einhergeht. Die Binge-Eating-Störung tritt häufiger auf, als die Bulimie oder Magersucht.
Viele Störungen treten nicht in der reinen Form auf. Oftmals liegt eine Mischung aus unterschiedlichen Formen vor. Die drei Hauptformen können sich mischen oder auch abwechselnd auftreten.
Essstörungen – die Risiken
Essstörungen können aufgrund des stark gestörten Essverhaltens langfristige und ernsthafte gesundheitliche Schäden verursachen. Sie müssen unbedingt behandelt werden. Magersucht beispielsweise hungert den ganzen Körper aus. Gravierende körperliche Schäden können auftreten, wie:
- Muskelschwund und Osteoporose
- Haarausfall
- in schwerwiegenden Fällen Schäden der inneren Organe, wie des Herzens
Bei Frauen bleibt die Periode aus und es kann zur Unfruchtbarkeit, bei Männern zum Potenzverlust kommen.
Bei einer Bulimie sind mögliche Folgen Schäden an den Zähnen und der Speiseröhre. Binge Eating wiederum begünstigt die Folgen, die mit Übergewicht einhergehen, wie Bluthochdruck, Diabetes und Probleme mit den Gelenken.
Bei allen Formen von Essstörungen leiden Betroffene meistens zudem unter seelischen Beschwerden und einem geringen Selbstwertgefühl. Da das gestörte Essverhalten oftmals verheimlicht wird, kann es zum sozialen Rückzug führen. Anorexie und Bulimie gehen außerdem mit einem erhöhten Risiko für Alkoholkonsum einher. Letzten Endes richten sich alle Essstörungen gegen den eigenen Körper, das heißt, gegen das eigene Selbst.
Essstörungen – was kann man tun?
Sinkt das Gewicht immer weiter und Ihr Essverhalten gerät außer Kontrolle, ist meistens professionelle Hilfe erforderlich. Hierfür steht Ihnen eine Psychotherapie zur Verfügung. Eine frühzeitige Behandlung verbessert bei allen Essstörungen die Chancen auf Heilung wesentlich. Die infrage kommenden Auslöser sind vielfältig.
Essstörungen sind immer eine Reaktion auf eigene Probleme und Belastungen. Oft stehen hinter Essstörungen seelische Nöte und Probleme. Zusammen mit einem Psychotherapeuten gilt es, diese zu ergründen und zu beseitigen? Ich kann Ihnen als studierte Psychologin und angehende Psychotherapeutin ebenso mit viel Empathie und Mitgefühl beratend und unterstützend zur Seite stehen.
Bedenken Sie:
Die Beschäftigung mit einer eventuellen Schuldfrage ist nicht angebracht. Sie hilft bei der Heilung nicht weiter. Am wichtigsten ist es, nach den Ursachen zu suchen, das Selbstbild zu verändern sowie Stabilierungs- und Vermeidungsstrategien zu entwickeln. Ist die Essstörung schwer ausgeprägt, kann eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig sein. Bei manchen Betroffenen ist der Gewichtsverlust schwerwiegend und lebensbedrohlich, sodass zunächst einmal die Versorgung des Körpers im Fokus steht.
Beachten Sie: Schleichender Übergang nicht selten!
Nicht jeder, der beim Essen hin und wieder übertreibt, ist krank, genau wie jeder, der durch irgendeine Diät viel Gewicht verloren hat, nicht magersüchtig ist. ABER diese Verhaltensweisen können, wenn weitere Aspekte dazukommen, der Anfang von Essstörungen sein. Oftmals ist der Übergang, wie bei vielen Erkrankungen, schleichend. Er kann fließend verlaufen und ist von außen häufig schwierig erkennbar.
Nachsorge
Auch die Nachsorge ist bei behandelten Essstörungen sehr wichtig. Vor allem unter belastenden Herausforderungen fallen Betroffene manchmal in ihre alten Essgewohnheiten zurück.
Fazit
Ob Bulimie, Anorexie oder Binge Eating, alle Essstörungen sind seelische Erkrankungen und nehmen zu. Es handelt sich um Verhaltensstörungen, die sich rund um das Essen drehen und schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen können. Dies gilt psychisch und physisch. Essstörungen haben einen suchtähnlichen Charakter und in den meisten Fällen einen jahrelangen Verlauf.
Auch Rückfälle können auftreten. Die Ursachen sind komplex. Vielfältige biologische, soziale, familiäre und individuelle Aspekte wirken zusammen. Essstörungen müssen behandelt werden. Je nach Schweregrad verläuft die Behandlung ambulant, in einer Tagesklinik oder stationär.
Je eher die Therapie anfängt, desto größer ist bei Essstörungen die Aussicht auf Erfolg. Hier geht es darum, die Gründe zu ermitteln und ein gesundes Essverhalten zu erlernen und vor allem auch dauerhaft zu behalten.
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